1ofa100: Design Director Christian Gafner im Gespräch

Was haben die beiden Basler Labels Arno Wolf und It's Lauber gemeinsam? Sie beide sind auf der internationalen Designplattform 1ofa100 vertreten. Die Onlineplattform wurde in Zürich gegründet und erzählt liebevoll die Geschichte zu einem auserwählten Designobjekt aus 100 möglichen Objekten. Ihr wollt wissen, wer oder was dahinter steckt und wieso dies vor allem für Jungdesigner interessant sein könnte? Wir trafen den sympathischen 1ofa100 Design Director Christian Gafner zu einem interessanten Gespräch in Basel.


Lieber Christian, wer oder was ist 1ofa100 und was macht ihr?
Wir sind ein Kernteam von 8 Menschen in Zürich, welche die internationale Onlineplattform 1ofa100 seit mittlerweile 2 Jahren am Leben erhalten. Uns ist es wichtig, liebevoll ausgewählte Designerprodukte angemessen zu präsentieren und dabei eng mit den Designern selbst zusammenzuarbeiten.

Was steckt hinter dem Namen 1ofa100?
Aus hunderten tollen Designprodukten wählen wir die einigen jenen aus, welche uns inspirieren und zu welchen wir eine Story erzählen können. Wir texten auf unserer Webseite alles selber, da wir nicht einfach im klassischen Sinne Pressetexte „copy-pasten“ wollen. Mit dem Verfassen eigener Texte setzen wir uns natürlich auch genauer mit den Produkten auseinander. Wir achten auch darauf, dass die Designer durch unsere klaren Texte und die darin enthaltenen Schlagwörter einfacher von Suchmaschinen wie Google aufgefunden werden können.


Was ist deine Funktion bei 1ofa100?
Ich habe ein Studium als Industriedesigner abgeschlossen und bin heute Design Director bei 1ofa100. Zu meinen Hauptaufgaben zählt es, die interessanten Designer aufzusuchen und ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Dies kann beispielsweise an der ZhdK oder an einer Designmesse passieren. Wir sind vor allem bei angehenden Jungdesignern meist auch die ersten, welche die Produkte in ihrem frühen Anfangsstadium anbieten.

Mit wem arbeitet ihr sonst noch zusammen?
Mittlerweile arbeiten wir auch mit grösseren Firmen wie dem Bademodehersteller Lahco zusammen, wo wir Produkte teilweise auch selber mitdesignen können oder mit Uhrenmarken wie Mondaine, die für Schweizer Qualität stehen. Wir haben spannendes Design aus der Schweiz, aus Deutschland, Holland oder auch Japan, welches wir den Leuten durch unsere Plattform 1ofa100 näher bringen wollen.


Wie wählt ihr Designer für eure Webseite aus?
Wir versuchen an Labels ranzukommen, die Wert auf Nachhaltigkeit und Liebe zum Detail legen. Zum einen passiert dies direkt an Designmessen zum anderen durch online und offline Recherche. Arno Wolf trafen wir beispielsweise an der Designmesse Blickfang, It's Lauber wiederum durch einen gemeinsamen Kontakt. Wir versuchen mit unserer Seite diejenigen Designer zu finden, welche mit ihren Produkten auf den Markt wollen.

Wie seid ihr auf Wie wär's mal mit gestossen?
Meret Ruggle macht bei uns das Marketing und ist dabei auf euch gestossen. Auch ich habe mir die Seite genau angeschaut. Ich finde es sehr schön, was ihr macht und bin vom Inhalt und den Bildern überzeugt, deshalb sitzen wir hier zusammen (lacht).


Wer ist eure Zielgruppe?
Wir zielen auf alle Käufer, die sich Zeit nehmen und eine Affinität zu Design haben. Es gibt derart viele Produkte auf dem Markt, wir legen deshalb grossen Wert auf Qualität vor Quantität.

Wie funktioniert dies, wenn ich als Designer bei euch erscheinen will?
Das Beste ist, wenn Designer direkt auf uns zukommen. Wir schauen dann, ob es bereits geeignete Prototypen gibt und wie weit der Arbeitsprozess des jeweiligen Designers ist. Auch können wir dank internem Know-How den Designern helfen, diese vernetzen und auf ihrem Weg unterstützen. So kommen gut durchdachte Produkte auf den Markt. Der Anmeldeablauf ist simpel: Designer legen ein Profil an und versenden ihre Produkte selber. Der Designer ist also auch Lieferant. So kommt auch manchmal ein individuelles Kärtchen mit “Merci Vielmol” beim Versand mit, was wieder Kundennähe schafft. Unser Ziel ist es Designer und Kunden zu vernetzen und die Distanz so gut wie möglich zu verringern.


Deine Meinung zu Online- sowie Offline-Stores: Was bewährt sich im heutigen digitalen Zeitalter?
Viele Leute, die Produkte haben, wollen diese auch selber verkaufen, weil mehr Geld zurück bleibt. Das macht Sinn. Ich selber produzierte eine eigene Schuhmarke in Deutschland, bevor ich zu 1ofa100 kam und merkte, dass es schwer ist, auf Aufmerksamkeit zu stossen. Wenn es mehr als nur ein 0815 Onlineshop Template sein soll, kostet dies natürlich auch mehr Geld. Bei 1ofa100 jedoch fallen lediglich 20% an Gewinn für den Designer weg, im Markt sind dies üblicherweise 40% oder 50%. Die Produkte verlieren dadurch an Wert und für Designer bleibt weniger übrig. Selber einen Onlineshop zu machen, ist sehr aufwendig. Man sollte jedoch auch den eigenen Onlineshop mit uns verlinken, das fördert sich gegenseitig.
Einander vernetzen ist sehr gut, es spielt keine Rolle, ob das Produkt bei uns verkauft wird oder direkt im Shop. Es geht vielmehr darum, eine gewisse Streuweite zu bekommen und auf gutes Design aufmerksam zu machen national sowie international. Davon profitieren wir schliesslich alle.
Wir hatten viele Beispiele mit Designern und Produkten die überteuert waren, weil diese alles in der Schweiz produzieren wollten, mit Material aus der Schweiz, was den Preis in die Höhe schlägt. Da sassen wir mit den Deisgnern zusammen und berieten diese. Je nach dem wer was braucht, vernetzen wir die Designer mit den entsprechenden Partnern.



Wie wichtig sind Pressemitteilungen und Onlinepräsenz für die Designer?
Sobald ein Presseschub kommt, merkt man plötzlich, dass die Produktnachfrage steigt und man rasch ausgelastet ist. Bei uns liegt der Fokus auch auf “Ist es lieferbar?”. Wir versuchen noch mehr Kontakt zu den Designern zu haben und unsere Seite auszubauen, sodass Stückzahlen angegeben werden können. Kunden sind sehr ungeduldig und Medienpräsenzen funktionieren halt so, dass meist danach grosse Anfrageschübe kommen.
Ich kenne es selber mit einem Beitrag über mein Produkt, welcher damals bei Pro7 lief. Ich hatte nur ein kleines Lager, aber nach der Ausstrahlung klingelte das Telefon und ich konnte nicht nachliefern. Auf meine Bitte, ob man das Ganze nicht ein halbes Jahr später ausstrahlen könnte, ging Pro7 natürlich nicht ein (lacht). Aber man lernt daraus und kann die Erfahrungen in zukünftige Produktionen miteinfliessen lassen.


Wo liegen die Schwierigkeiten für Designer?
Wenn man selbständiger Designer ist, kommen zahlreiche Leute, die einen beraten wollen. Ich war eine zeitlang beratungsresistent (lacht). Seine eigene Linie beibehalten ist sehr wichtig, also: Kontinuität und sich treu bleiben – nur so setzt sich das Label auch in den Köpfen der Leute ab.

Was plant ihr für die Zukunft, geht ihr auch in die offline Welt?
Wir haben uns auch schon überlegt, am Blickfang als 1ofa100 einen grösseren Stand zusammen mit Designern aufzubauen. Also Designer miteinzubeziehen, die ganz am Anfang sind und einen Probelauf machen wollen, wie das so ist, an einer Designmesse auszustellen. Wir versuchen auch mit weiteren Institutionen Kontakt aufzunehmen oder auch mal in einem Store offline präsent zu sein. Was viele in ihrem Studium nicht lernen ist, was es alles braucht, um marktreif zu sein. Design ist zwar kein BWL-Studium, aber es hat klare Richtlinien und braucht ein gewisses Know-How, sonst redet einem jeder rein. Das Basler Modelabel It's Lauber hat beispielsweise eine klare Linie gezogen und das bewährt sich.

Wie wär’s mal mit…
...sich selber treu bleiben, innehalten und vor allem Durchhaltevermögen!



Wir danken Christian Gafner und dem Team von 1ofa100 für die tolle Zusammenarbeit und dafür, dass sie uns irgendwo im ganzen Medienrummel gefunden haben. Wer die Designplattform noch nicht kennt, sollte sich auch als Nicht-Designer auf diese begeben, es gibt da nämlich viel Tolles zu entdecken.



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von Ana Brankovic
am 23.11.2015


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© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit

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